Schwimmen: Party nach Sanierung | FR.de

Passend zum Schlagzeug patschen Dutzende Hände aufs Wasser. „We will rock you“ schallt es durch das kathedralenartige Rebstockbad. Der Rockklassiker von Queen stammt aus dem Jahr 1977 und ist damit nochmal fünf Jahre älter als das Erlebnisbad unweit der Frankfurter Messe. Nach achtwöchiger Sanierung hat das Rebstockbad am Samstag wieder geöffnet. Zur Sanierungsparty am Samstag sind 1470 Gäste gekommen.

Davon, dass das Dach marode sein soll, ist nichts zu sehen. Die braunen Holzbalken und die weiße Decke sehen wie neu aus. Nur das Gerüst an der Außenseite lässt erahnen, dass irgendetwas an der Statik nicht in Ordnung ist oder wie es der Marketingleiter der Bäderbetriebe (BFF), Alex Mitschke, ausdrückt: „Der Dachvorbau ist nicht so weit reparabel, dass auf das Gerüst verzichtet werden konnte.“

Armin Vessali ist mit der Sanierung des Bades zufrieden. „Wir haben sparen können“, sagt der stellvertretende BFF-Verbundleiter. Knapp unter einer Million Euro wurden aufgewendet, um das einstige Flagschiff der Frankfurter Bäderlandschaft noch mal für drei Jahre zu ertüchtigen. Doch danach dürfte statt einer weiteren Sanierung der Abriss des Bades folgen. Vessali ist auch Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied der BFF.

In den vergangenen Monaten war dort immer wieder heiß diskutiert worden, ob das nun 35 Jahre alte Erlebnisbad noch eine Zukunft hat. Im Aufsichtsrat ist eine Mehrheit für den Abriss des Bades. Vessali gehört nicht dazu. Er sitzt hoch oben in der Caféteria des Bades und lässt seinen Blick in die weite Halle bis zum Sprungbecken auf der anderen Seite schweifen. „So etwas wird nie wieder gebaut werden.“ Mit dem Rebstockbad verfüge die Stadt über ein Alleinstellungsmerkmal, das auch in Köln, Hamburg oder Berlin bekannt sei.

Der Betriebsratsvorsitzende hat aber nicht nur nostalgische Gründe für seine Haltung. Er fürchtet auch um die Arbeitsplätze der rund 50 festangestellten Mitarbeiter des Bades. Zehn Varianten hatte der Aufsichtsrat zu Beginn seiner Diskussion auf dem Tisch. Die Möglichkeiten reichten von einer behutsamen Sanierung bis zu einem Neubau mit Hotel und Gesundheitszentrum. All das ist vom Tisch. Favorisiert wird derzeit ein Neubau, der sich an den jetzigen Richtgrößen wie Kapazität und Wasserfläche orientiert. Zurzeit werden Kosten in Höhe von 80 Millionen Euro vermutet. „Die müssen auch erstmal finanziert werden“, gibt Vessali zu bedenken. Er fürchtet, dass sich die Stadt als Investor einen Badbetreiber ins Boot holt, der vielleicht sein eigenes Personal, zumindest aber seine eigenen Gehaltsvorstellungen mitbringt. Bislang werden die Mitarbeiter im Rebstockbad nach Tarif bezahlt.

Sportdezernent Markus Frank (CDU), der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt, bestätigt: „Es gibt eine Tendenz, nicht zu sanieren.“ Den Stadtrat beschäftigt dabei aber etwas ganz anderes. Wo sollen Schulklassen und Vereine schwimmen, wenn auch noch die Kapazitäten des Rebstockbades langfristig wegfallen? Der Dezernent geht von zwei Jahren für Planung sowie eins für das Abreißen und eins für den Neubau aus. Also braucht es für mindestens vier Jahre eine Übergangslösung. Derzeit werden zwei Varianten in Erwägung gezogen: entweder das Becken des Freibads Hausen mit einer Traglufthalle zu überdachen oder auf dem Beachvolleyballgelände des Brentanobads eine temporäre Schwimmhalle zu errichten. Frank würde gerne das Freibad Hausen überdachen, gibt aber zu Bedenken, dass die Diskussionen im Aufsichtsrat um einen Abriss noch nicht beendet seien.

Die Kosten für die jetzige Sanierung sollen im Übrigen nicht auf die Eintrittspreise umgelegt werden, versprechen Mitschke und Vessali. Das wird die Stammgäste freuen, zu denen Thomas Strake gehört. Der Hanauer kommt schon seit 15 Jahren ins Rebstockbad. „Das Preis-Leistungsverhältnis ist unschlagbar“, sagt Strake, der mit seiner Frau zwei Liegen abseits des Partytrubels okkupiert hat. Andere Erlebnisbäder seien zu teuer oder zu kalt. Einen Abriss fände Strake schade, nicht zuletzt, weil in einem Neubau sicherlich auch die Eintrittspreise höher wären. „We will rock you“ von Queen würde allerdings auch zu einer Abrissparty passen.

Fußnoten:

  1. ^ Fotostrecke Rebstockbad hat wieder offen (www.fr.de)
  2. ^ Galerie öffnen (www.fr.de)

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